Grundstein für eines der modernsten Abfallverwertungszentren Europas gelegt
In der Schnackenburgallee 100 (Bahrenfeld) setzten Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan und der Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg (SRH), Professor Dr. Rüdiger Siechau am 19. April 2023 symbolisch ein Bohrloch für die Pfahlgründung zum Bau des Zentrums für Ressourcen und Energie (ZRE).
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Abfall ist eine Ressource, die wir so effizient wie möglich nutzen wollen. Mit dem ZRE entsteht in Hamburg eines der modernsten Abfallverwertungszentren Europas. Es gewinnt in einem mehrstufigen Verfahren Wertstoffe wie Metall, Glas, Plastik und Papier aus Hausmüll zurück und erzeugt aus dem Rest klimafreundliche Wärme und Energie. Mit dem ZRE stärken wir langfristig die Entsorgungssicherheit unserer Stadt, tragen maßgeblich zum Kohleausstieg in der Hamburger Fernwärme bei und liefern einen wichtigen Beitrag zur Energieunabhängigkeit.“
SRH-Geschäftsführer Professor Dr. Rüdiger Siechau: „Eigentlich war Senator Kerstan „Mit-Ideengeber“ des ZRE im Rahmen seiner Unterstützung der Volksinitiative „Unser Hamburg – Unser Netz“ – damals noch als Oppositionspolitiker - und hat uns animiert, neben der Abfallvermeidung die Abfallbehandlung und Energienutzung noch enger zu verzahnen. Heute setzt er aktiv um, worüber viele nur reden. Er treibt die Abfallwirtschaft als lösungsorientierte Partnerin bei der umweltgerechten Verwertung von Abfällen ebenso voran, wie den Ausbau der fossilfreien Fernwärmeversorgung der Stadt durch Abfälle. Bald werden wir rund die Hälfte der Fernwärme für Hamburger Haushalte liefern und damit – als Kreislaufwirtschaftsunternehmen – größte Lieferantin für den Hamburger Bedarf sein. Auch beim Bau des ZRE beweisen wir Mut zur Wiederverwendung: Noch von der MVA Stellinger Moor vorhandene Anlagenkomponenten und Infrastruktur nutzen wir weiter. So wird die neue Abfallsortieranlage im ehemaligen Kesselhaus errichtet, was ein Stück weit den Wandel von der Abfall- zur Ressourcenwirtschaft symbolisiert.“
Die beiden Projektleiter des ZRE, Franz-Herbert Gruber und Dr. Sören Ehlers, freuen sich auf die Herausforderungen: „Wir sind stolz, an diesem für die Abfallwirtschaft und die Energiesysteme Hamburgs so wichtigen Projekt mitwirken zu dürfen. Dies gilt nicht nur für uns, sondern für das ganze Team, das sich unermüdlich für die termingerechte Errichtung der Anlage einsetzt.“
Vor allem steht die Sortierung
Das innovative ZRE unterscheidet sich von konventionellen Abfallverbrennungsanlagen unter anderem dadurch, dass vor den unterschiedlichen Verbrennungslinien (Hochkalorik- und Niederkalorik-Heizkraftwerk) eine mehrstufige Sortierung geschieht. Im ersten Schritt werden die Wertstoffe aus dem Restabfall herausgefiltert. Die übriggebliebenen, nicht recycelbaren Restabfälle werden in hoch- und niederkalorische Fraktionen für die jeweiligen Verbrennungslinien sortiert. Ziel ist es, einen möglichst hohen Anteil des hier angelieferten Restmülls für das stoffliche Recycling zurückzugewinnen. Die mehrstufige Sortieranlage ist für 145.000 t Hausmüll pro Jahr ausgelegt. Mit der Sortierung sollen etwa 9.600 t an Wertstoffen zurückgewonnen werden, wobei eine Weiterentwicklung der Sortieranlagen denkbar und möglich ist.
Strom für klimafreundlichen Wasserstoff
Die im ZRE erzeugte elektrische Energie kann kostengünstig für eine Wasserstoffelektrolyse zur Erzeugung von „klimafreundlichen Wasserstoff“ zur Verfügung gestellt werden. Der selbst erzeugte Wasserstoff könnte:
- für den Betrieb von Brennstoffzellen genutzt werden, die in der SRH-Fahrzeugflotte eingesetzt werden könnten. Ein Prototyp eines Brennstoffzellen-Müllfahrzeuges geht demnächst bei der SRH in Betrieb.
- in Druckflaschen abgefüllt und im SRH-eigenen Biogas- und Kompostwerk Bützberg in die Fermenter eingespeist werden, um die Methanproduktion deutlich zu steigern. Hier gibt es bereits ein Forschungsprojekt bei der SRH.
- zur Herstellung von synthetischen Kraftstoffen eingesetzt werden. Das erzeugte Methanol kann in den herkömmlichen Müllfahrzeugen der SRH als Treibstoff eingesetzt werden. Das im Prozess benötigte CO2 sollte allerdings einem Dekarbonisierungsprozess entstammen.
Baustein des Konzepts „Realisierung Stellinger Moor“
Das ZRE ist ein zentraler Baustein des Konzeptes „Realisierung Stellinger Moor“ (RSM). Städtische Unternehmen planen unter Beteiligung der SRH auf dem 15 Hektar großen Gelände des stillgelegten Klärwerks Stellinger Moor (in unmittelbarer Nachbarschaft des Betriebsplatzes Schnackenburgallee 100) im Auftrag des Senats einen klimafreundlichen Gewerbehof der Zukunft. Ziel ist ein klimaneutraler Bau und Betrieb des Gewerbehofes. Energie für alle Gebäude und die Gesamtversorgung wie z.B. für rund 250 Elektrobusse der VHH soll das ZRE liefern. Das Vorhaben entspricht den höchsten Klima-Standards: Photovoltaik-Anlagen, Gründächer, nachhaltige Materialien beim Bau und eine vollständige Wärmeversorgung aus Erneuerbaren Energien.